Purer Genuss. Die Zutaten zum Wohlfühlen?
Tee, Kaffee und Kakao sind Symbole der Moderne und des Kolonialismus.
Bis heute gehören sie zu den wichtigsten Lebensmitteln im Welthandel. Diese Lebensmittel sind einzigartig, weil sie auf allen fünf Kontinenten eine ausserordentliche Vielfalt an Konsummustern hervorgebracht haben! Ausserdem sind sie fast untrennbar mit Zucker verbunden und haben die Entwicklung zahlreicher Konditorei- und Süsswarentraditionen begleitet. Die hier ausgestellten Objekte legen davon Zeugnis ab. Sie verdeutlichen, dass in den letzten vier Jahrhunderten eine phänomenale Begeisterung für Getränke entstanden ist, die nicht den Ernährungsbedürfnissen, sondern dem spezifischen Appetit einer Genusskultur entsprechen! Anzumerken ist auch, dass die rasche Zunahme der Produktion und des weltweiten Konsums dieser Getränke den Beginn dessen markiert, was manche Autoren als „Plantagenozän“ bezeichnen: die historische Epoche, die ab dem 16. Jahrhundert durch die koloniale Ausbeutung und Versklavung tropischer Länder und deren Bewohner geprägt war.
Das „Plantagenozän“ beschreibt auch die erste rasche und weltweite Umwandlung grosser, bisher ungenutzter Naturlandschaften in Gebiete mit Monokulturen für den Export. Die Rodung und Abholzung der Wälder für diese Pflanzungen beschleunigten sich zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert in einem in der Geschichte der Menschheit noch nie dagewesenen Ausmass. Hauptfokus der Landwirtschaft war nun nicht mehr die Sicherstellung der Ernährung, sondern die Förderung des Handels. Mit diesen Waren wurde die Landwirtschaft global zu einem Bereich, in den die Kolonialmächte ihr Kapital investierten. Bis heute werfen diese Monokulturen weltweit heikle Fragen zu den Arbeitsbedingungen auf.