Vergleich der Ernährungsweisen weltweit
Die mediterrane und die Okinawa-Diät werden als die besten gefeiert; interessanterweise haben sie ein zentrales Merkmal mit vegetarischer und veganer Ernährung gemeinsam.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben die besten Ernährungsweisen eines gemeinsam: Sie sind vollwertig und basieren auf pflanzlicher Nahrung. ©Shutterstock/Ollyy
Obwohl sie zunächst unterschiedlich wirken, gibt es ernährungswissenschaftlich betrachtet Ähnlichkeiten im Grundschema dieser Diäten. Sechs Hauptnahrungsbestandteile1 finden sich in vielen Nahrungsmitteln, weshalb diese für eine ideale Ernährungsweise endlos kombiniert werden können. Gemäss Weltgesundheitsorganisation (WHO)2 haben alle optimalen Diäten eine Gemeinsamkeit: Sie bestehen in erster Linie aus Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten, Nüssen und Keimen, d.h. aus pflanzlicher Vollwertkost3. Pflanzliche Nahrung ist reich an Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und Phytonährstoffen, die nicht nur den Stoffwechsel fördern, sondern auch Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen4, Typ-2-Diabetes5 und einigen Krebsarten6vorbeugen, die zu den Haupttodesursachen zählen7.
Die mediterrane Ernährung
Zwar gibt es nicht die eine ‚Mediterrane Ernährung‘, aber man isst in Spanien, Griechenland, Italien, Frankreich, Türkei und Libanon traditionell viel pflanzliche Nahrung, mässig Fisch, Eier, Milchprodukte sowie wenig rotes Fleisch. Grosszügiger Einsatz von Olivenöl und regelmässiger, aber massvoller Rotweingenuss zeichnen diese Ernährung aus. Olivenöl ersetzt die weniger gesunden gesättigten Fette8 durch einfach gesättigte Fettsäuren; es verfügt zusätzlich über entzündungshemmende Bestandteile9. Rotwein enthält Polyphenole als Antioxidantien, die zusammen mit anderen Phytonährstoffen aus Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen10.
Die Okinawa-Diät
Die Bevölkerung der japanischen Insel Okinawa hat eine der höchsten Lebenserwartungen. Ein Sprichwort dort besagt: „Mit 70 bist du ein Kind; mit 80 bist du jung; mit 90, wenn deine Vorfahren dich in den Himmel einladen, bitte sie, zu warten, bis du 100 bist – dann kannst du darüber nachdenken.“ Die traditionelle Ernährung in diesen Blue Zones11 besteht zu 95% aus pflanzlichen Lebensmitteln, vor allem der heimischen lila Süsskartoffel - zusammen mit kleinen bis mässigen Mengen an Reis, Getreide, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse, frischen Kräutern und Gewürzen, Fisch, Tofu, Lebensmitteln aus fermentiertem Soja und gelegentlich Schweinefleisch. Interessant ist das ‘hara hachi bu’, bei dem man sich nur zu 80 % satt isst. Die beschränkte Nahrungsaufnahme gilt zusammen mit einem Gleichgewicht aus Fetten und Phytonährstoffen als Grund für vergleichsweise seltene Entzündungen und chronische Krankheiten sowie für das erhöhte Wohlbefinden dieser Menschen12.
Vegetarier
Vegetarische Ernährung ist in der Regel ethnisch, nicht geografisch begrenzt und ethisch, religiös, geschmacklich, umweltpolitisch oder finanziell begründet. Religionsgemeinschaften wie die Hindus, Buddhisten und Jainisten praktizieren sie. Die meisten Vegetarier verzichten auf rotes Fleisch, Geflügel, oft auch auf Fisch, nehmen jedoch Milchprodukte und Eier zu sich. Die Furcht vor Eiweissmangel ist meist unbegründet; es wird ausreichend über Milchprodukte, Eier, Hülsenfrüchte, Nüsse, Tofu und Soja aufgenommen.
Die Versorgung mit Eisen ist komplizierter, doch decken Vollkorn, Pflaumen, Dörrobst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Keime und grünes Blattgemüse den Bedarf. Vegetarische Ernährung wirkt wegen des hohen Anteils kalorienarmer, aber nahrhafter pflanzlicher Lebensmittel sowie ausgewogenen Fetten gesundheitlich vorteilhaft - von der Vorbeugung und Kontrolle von Typ-2-Diabetes13 bis zur Senkung des Risikos bestimmter Krebserkrankungen14. Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten im kalifornischen Loma Linda (eine weitere Blue Zone) ist das bekannteste und bestuntersuchte Beispiel.
Veganer
Veganer verzichten aus Gründen von Ethik und Mitgefühl auf alle tierischen Lebensmittel inklusive Milchprodukten, Honig oder Gelatine. Obwohl sie von den obengenannten Vorteilen pflanzlicher Ernährung profitieren, gibt es kaum Anhaltspunkte für gesundheitlichen Nutzen veganer Lebensweise. Sie kann den Bedarf an einigen Nährstoffen nur schwer decken, weshalb vegane Diät variiert, durchdacht und ergänzt werden muss, soll sie den Ernährungsempfehlungen entsprechen. Eisen, Eiweiss und Zink sind in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, während sich Kalzium in Tofu, Mandeln, Hülsenfrüchten, grünem Blattgemüse, verschiedenen angereicherten Fruchtsäften und pflanzlichen Milchprodukten sowie in Müsli findet. Vitamin B12 kann ausschliesslich aus Ergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln aufgenommen werden.
Jenseits von Nahrungsbestandteilen
Doch vergessen wir nicht: Freude am Kochen und Speisen zuhause, ein gemeinsames Mahl, Verzicht auf übermässiges Essen sind ebenso zentrale Beiträge zu ausgewogener Ernährung. Obwohl es die generell perfekte Ernährungsweise nicht gibt, ist gesundes Essen immer ausgewogen und pflanzlich basiert. Auch deshalb können Modediäten, die eine oder mehrere Nahrungsbestandteile hervorheben, ihre Gesundheitsversprechen nicht lange halten. Für eine gesunde Lebensweise gelten universelle Prinzipien; sie passt sich aber verschiedenen Kulturen, persönlichen Vorlieben und den verfügbaren Nahrungsmitteln an.