Auf der anderen Seite der Hunger-Sättigungs-Gleichung steht ein System von gastrointestinalen Hormonen, die dafür verantwortlich sind, unseren Appetit zu zügeln. Dazu zählen Leptin, ein hauptsächlich von den Fettzellen ausgeschüttetes Sättigungshormon. Gemeinsam wirken sie dem Effekt von Ghrelin entgegen, der unsere Lust auf Essen intensiviert. Wie oben erklärt sind Leptin und Ghrelin eng miteinander verbunden, indem sie unser Hungergefühl zügeln bzw. anregen und unsere Fettdepots entsprechend den schwankenden Bedürfnissen unseres Körpers regulieren.
Die Rolle von Leptin besteht darin, unser Sättigungsgefühl zu intensivieren. Adipöse Menschen zeigen eine verringerte Sensibilität gegenüber der Wirkung von Leptin, sodass sie trotz gut gefüllter Energiespeicher keine Sättigung verspüren. Anders ausgedrückt: Ihr Körper sagt ihnen nicht mehr, wann sie genug gegessen haben.
Adipöse Menschen weisen in der Regel höhere Leptin-Werte auf als normalgewichtige Personen. Problematisch ist dabei allerdings ihre Leptinresistenz (vergleichbar mit der Insulinresistenz von Menschen mit Typ-2-Diabetes), obwohl deren genaue Ursache noch nicht vollständig verstanden wird. Wie zu erwarten führt die Absenz von Leptin oder dessen Rezeptor im Gehirn zu einem unkontrollierten Hungergefühl und in der Folge zu Adipositas.
Es gibt viele Faktoren, die unser Essverhalten beeinflussen. Beispielsweise bevorzugen wir energiedichte, kalorienreiche Nahrungsmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt, die wir oft nur zum Genuss essen – und nicht, weil wir hungrig sind.
©Shuttertsock/ Pressmaster
In einigen Ländern nimmt der Prozentsatz von Menschen die an Adipositas leiden besorgniserregende Ausmasse an.
Es gibt viele Faktoren, die unser Essverhalten beeinflussen. Beispielsweise bevorzugen wir energiedichte, kalorienreiche Nahrungsmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt, die wir oft nur zum Genuss essen – und nicht, weil wir hungrig sind.
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In einigen Ländern nimmt der Prozentsatz von Menschen die an Adipositas leiden besorgniserregende Ausmasse an.
Es gibt aber noch vieles zu erforschen, bevor wir die Mechanismen ganz verstehen, die unserem Hunger- und Sättigungsgefühl zugrundeliegen. Leptin wurde erst 1994 entdeckt, fünf Jahre später folgte die Entdeckung von Ghrelin. Das vollständige Verständnis der Rolle von Leptin wird durch die Tatsache verkompliziert, dass es mit zahlreichen anderen Sättigungsregulatoren interagiert. Ghrelin ist hingegen der bislang einzige nachgewiesene Hungerregulator, was aber nicht bedeutet, dass es nicht noch andere gibt.
Darüber hinaus gibt es noch viele andere Faktoren, die unser Essverhalten beeinflussen. Beispielsweise bevorzugen wir energiedichte, kalorienreiche Nahungsmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt, die wir oft nur zum Genuss essen – und nicht, weil wir hungrig sind. In Kombination mit unserem Ausbildungsniveau, unserer Aufklärung über «gesunde Ernährung», Umwelteinflüssen und Lebensstilfaktoren (z.B. Büroarbeit und Zugang zu Fitnesseinrichtungen) hat dies einen wesentlichen Einfluss darauf, wie gut unser Verhältnis von Energiezufuhr zu Energieverbrauch ausfällt. Doch das zunehmende Verständnis der Mechanismen, die unser Hunger- und Sättigungsgefühl steuern, eröffnet uns neue Wege in der Erforschung und Entwicklung gesünderer Nahrungsmittel und Therapien, die Menschen helfen, denen es schwer fällt, ihre Kalorieneinnahme zu kontrollieren und Energiehomöostase zu erreichen.
Es gibt zahlreiche verschiedene Gründe für die Wahl unserer Nahrungsmittel und die Mengen, die wir davon zu uns nehmen. Doch je besser die Auslöser für diese Entscheidungen wissenschaftlich erforscht sind, desto besser werden wir die richtigen Entscheidungen treffen und unser eigenes «Hungerhormon» kontrollieren können.
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