An diesem frühen Septemberabend treffen wir uns bei noch sommerlichem Wetter mit dem Koch-Animateur Ivan Seris im Garten des Alimentarium, um bei einem Spaziergang unsere Sinne zu testen. Der Rahmen mit der Aussicht auf den Genfer See, im Vordergrund das Wahrzeichen der Riesengabel und makellos blauer Himmel, ist grossartig.
Unser freundlicher Begleiter um die fünfzig beginnt die Präsentation der Gartenveranstaltung. Die Idee dazu stammt von Nicole Stäuble, der ehemaligen Museumskonservatorin, die den Gemüsegarten vor fünfundzwanzig Jahren anlegte, um Garten und Küche zu verbinden und die Herkunft der Zutaten unseres Essens zu vergegenwärtigen. Das zweiteilige, 2 ¾ Stunden dauernde Atelier wird seit 2010 angeboten. Im ersten Teil lernen die Teilnehmer Gemüsegartenpflanzen kennen, im zweiten verkosten sie Speisen mit zur jeweiligen Jahreszeit geernteten Zutaten.
Die Führung widmet sich zuerst den Hülsenfrüchten, die 2016 besonders im Fokus stehen. Mehrere Sorten der Fabaceae wurden aus diesem Anlass gepflanzt; sie zeigen die von der Akazie über Soja bis zur Bohne reichende Sortenvielfalt. Ivan schlägt vor, eine Kichererbse roh zu probieren; sie schmeckt frisch und süsslich. Da wir diese Art des Verzehrs seltsam finden, erklärt uns Ivan, dass Kichererbsen in dieser Form auf afrikanischen Märkten zu finden sind. Sie stammen ursprünglich aus dem Nahen Osten, wo sie ebenso wie in Indien sehr beliebt sind.
Geschichten und Anekdoten begleiten die Vorstellung der Gemüsegartenpflanzen
Geschichten und Anekdoten begleiten die Vorstellung der Gemüsegartenpflanzen
Sammeln und Probieren roher Kichererbsen
Ivan Seris, Koch-Animateur im Alimentarium seit 1995, führt durch den Gemüsegarten
Gänsefuss aus der Familie der Spinatgewächse
Dann zeigt Ivan uns Ackerbohnen, ein für Mittelmeerländer typisches Gemüse. Zahlreiche Legenden ranken sich seit alters um dieses Lebensmittel, das als Symbol von Tod und Wiedergeburt gilt. Die Ägypter verboten den Verzehr im Glauben, die Bohnen dienten der Seele als Zuflucht. „Vielleicht, weil sie wie ein Embryo aussehen?“, fragt eine Teilnehmerin. Der Sage nach liess sich der griechische Philosoph Pythagoras lieber von seinen Verfolgern töten, als ein Feld mit Ackerbohnen, zu durchqueren - aus Furcht, sie zu zertreten1. Diese essbare Pflanze kennt viele Geschichten. Auf jeden Fall treibt sie als eine der ersten in unseren Breitengraden im Frühjahr aus der Erde. So kündigt sie die Erneuerung der Pflanzenwelt an.
Als Nächstes sehen wir hochstielige Topinambur-Pflanzen, die zwei bis drei Meter hoch werden! Die aus Nordamerika stammende Topinambur wurde von Indianern angebaut und im 17. Jh. nach Europa importiert. Ihre Wurzeln, während des Zweiten Weltkriegs oft schlecht gekocht und ohne Fett zubereitet, stehen in einigen europäischen Ländern in unguter Erinnerung; es stimmt, dass sie unangenehme Blähungen verursachen können … Ein Stück weiter treffen wir auf zwei grosse, weltweit angebaute Pflanzen: den aus Mexiko stammenden Mais und das Sorghum aus Afrika. Sie gehören zu den meistverzehrten menschlichen Nahrungsmitteln, werden heute jedoch auch als Viehfutterpflanze kultiviert.
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